Wie kommt man auf die Idee sich einen Kurzhauber zuzulegen, da kann ich nur sagen: spontan nach Nordschweden fahren und sich verlieben.
Genauer? Vorweg sei gesagt, dass mein Mann einen ausgeprägten Faible für Oldtimer besitzt. Wovon auch das eine oder andere Exemplar bei uns wohnt.
Vorca. 4 Jahren kam die Idee auf, sich einen alten LKW zu suchen und ihn zu einem Wohnmobil umzubauen. Heimlich still und leise hat er sich im Internet schlau gemacht, welches Mobil da wohl am besten für geeignet wäre. Die Entscheidung fiel auf den Kurzhauber. Nun wurde auch ich über die neuen Zukunftspläne informiert.
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. 4 Oldtimer, davon 2 nicht fahrbereit und überflüssigerweise müssen wir beide auch noch arbeiten? Wann bleibt da Zeit einen LKW zu einem Wohnmobil auszubauen? Mein Veto hielt Matthias natürlich nicht davon ab sich weiterhin nach einem geeigneten Vehicle umzusehen. In gewissen Abständen wurde immer wieder ein Versuch unternommen mir die Idee schmackhaft zu machen. Fotos wurden mir unter die Nase gehalten, die Wertsteigerung von Oldtimern vor Auge gehalten… Anfang Mai 2018 war wieder so Versuch. Mir wurde der Laptop unter die Nase gehalten und mich guckte ein grün, gelber Kurzhauber an. Komplett ausgebaut als Wohnmobil. Sofort reisebereit. Ich war begeistert. Meine Frage „wie teuer ist er und wo kann man ihn anschauen“ wurde mit dem ungläubigsten Gesichtsausdruck aller Zeiten quitiert. Ich hörte es förmlich in seinem Kopf rattern „meint sie das ernst oder kommt jetzt gleich das große Donnerwetter“? Als er merkte, dass die Frage ernst gemeint war leuchteten die Schrauberaugen und mir wurde en detail alles über das Fahrzeug berichtet. Das war der Wortschatz für einen ganzen Monat, der da floss 😉 Es gab allerdings einen großen Haken, das Auto stand in Nordschweden. Genau gesagt in Ytterhogdal, noch gut 600 km nördlich von Göteborg. Auf mein Argument, dass das Himmelfahrtswochenende ja bevor steht und wir hinfahren könnten erntete ich erst komplette Fassungslosigkeit die dann in Aktionismus umschlug. Der Besitzer wurde angerufen (ja, das Auto ist noch da), ja er kannte ein günstiges Quartier in der Nähe und ja, sie sind Sonntag zuhause. Adhoc wurde die Routenplanung ausgearbeitet und am 10. Mai 2018 (Himmelfahrt) starteten wir in Richtung Schweden. Wir hatten ein prächtiges, günstiges Quartier direkt am See (ok, das ist in Schweden nicht wirklich verwunderlich) und fuhren direkt am nächsten Morgen zur Besichtigung. Da stand er und wir waren beide hin und weg. Dann wurde der Wagen ca. 6 Stunden genauestens unter die Lupe genommen. Keine Ecke wurde ausgelassen und die Männer fachsimpelten über Stunden und waren in ihrem Element. „Brummi“ war 2 Jahre im Besitz der Vorbesitzer und ist mit ihnen auf Weltreise gewesen. Nun hatten sie sich entschlossen in Schweden sesshaft zu werden und da war „Brummi“ als Alltagswagen dann doch etwas zu voluminös. Am Spätnachmittag baten wir uns noch eine Nacht Bedenkzeit aus und fuhren zu unserem Häuschen. Unnütz zu sagen, dass die Entscheidung schon 5 Minuten später gefällt war! Wir kaufen einen 911er!!! Zwar keinen Porsche, sondern den Großen mit dem Stern. Und auch der Name steht sofort fest! Da der „Kleine“ von einer Erbschaft bezahlt werden kann, wird er adhoc nach meinem Vater benannt! FERDINAND
So fahren wir also mit unserem Ferdinand gemeinsam in die neue Heimat.
Die gesamte Nachbarschaft versammelt sich innerhalb kürzester Zeit um unser neues Familienmitglied.
Bewunderung (oh, der ist ja super ausgebaut)
Unverständnis (ihr seid doch völlig beknackt, was wollt ihr denn mit so einem Geschoss)
Unkerei (da liegt ihr ja mehr unter dem Auto, als das ihr fahren könnt) wechseln sich ab.
Aber wir sind stolz und glücklich!!!
Jetzt kann es losgehen!
Die Welt ist unsere. Wir müssen nur noch zackig Rentner werden!!!